Wenn leise der Schnee fällt, …

… solltest man hinaus gehen – egal zu welcher Uhrzeit. Ich habe es am liebsten in den Abendstunden, wenn man fast alleine durch Straßen und Parks spaziert und schon ging es los, … das Gedankenkarusell. Es meldet sich immer dann am extremsten, wenn ich emotional eh aufgewühlt bin und ich auch ganz alleine spazieren gehe.

Auslöser diesmal war ein völlig überzogener Streit mit dem GöGa, bei dem es um Winzigkeiten ging. Da aber keiner von uns locker ließ, wurde der Zoff immer größer und ich musste schließlich einfach raus … frische Luft schnappen.

Raus gehen, das stand eh heute noch auf meinem to do Plan und so:

Dick einmummeln, Mütze und Handschuhe an, ein wenig Creme ins Gesicht und raus, …

… herrlich ❤

… das Gedankenkarussell beginnt sich zu drehen …


Die Luft war so klar und trocken, der Schnee rieselte leise in winzigen Flöckchen vom Himmel und bedeckte so ganz langsam Gehwege und alle anderen Oberflächen. Ich beobachte, wie sich die kleinen Flocken in meinem Haar festsetzen, ich erinnere mich, wie ich im vorigen Jahr Bilder von Schneeflocken im Haar vom Tochterkind und am Auge des Sohnemannes gemacht habe.

Ich sehe mich einen Schneemann bauen, wild mit den Kindern eine Schneeschlacht machen, sehe mich lachen und die Freiheit genießen. Spüre, wie ich weiße Lederschlittschuhe anhabe und  in raumgreifenden Schritten übers Eis gleiten. FREIHEIT PUR.

Mist, keine Kamera hab ich dabei, … der Schnee glitzert so schön.

Doch plötzlich ein anderer Gedanke. Ich sehe mich am PC sitzen … wie jeden Tag – nein nicht im Job, sondern zu Hause, … alleine heute habe ich schon wieder 6 Stunden nur am Rechner verbracht und ehrlich noch nicht einmal was besonders wichtiges getan. Statt dessen habe ich schon wieder NEIN gesagt, als die Püppi mit mir puzzlen wollte, …

Ich denke über die Sprüche nach, die wir uns eben an den Kopf geworfen haben, … zu Hause bin ich total ausgebremst, meist voller Unlust und auch planlos. Im Hotel ganz anders, … da erlaube ich mir ICH zu sein, verrückt, singend, tanzend, gebe Anweisungen, habe Ideen und setze diese um.

Ich höre meinen Kopf sagen … DA IST DER FEHLER!

Mein Bauch hingegen sagt … KEIN FEHLER, es ist ok Spaß im Job zu haben.

Schwupp, der nächste Gedanke, … warum fühle ich mich selbst in der Dunkelheit beobachtet? Ich könnte doch in den Spaziergang ein kleines Workout einbauen, … ich suche und suche nach einem „geeigneten Ort“ und beginne zaghaft einige Übungen, … plötzlich raschelt es, ich drehe mich erschrocken um und tu so, als ob ich nur spazieren gewesen bin.

Wieder bin ich mit den Gedanken bei meinem Ich und bei dem Verhältnis zu den Kids. Vielleicht sollte ich weniger die coole Mutti in den Augen der anderen sein, mich da vielleicht souveräner zeigen und statt dessen meine Coolness im Alltag anbringen.

Oh, ein Hund, … wie süß der schaut … ich hätte auch jetzt gerne einen 4-beinigen Begleiter bei mir – woher haben so viele Familien einen Hund? Und … oh, auch die Nachbarn sind in meinem Kopf: „Habt ihr jetzt auch einen Hund?“

Plötzlich düsen Menschen auf Fahrrädern an mir vorbei und ich hab echt Schiss, dass die im Pappschnee ausrutschen und mich mit umreißen. Als kurz darauf auch noch ein Auto zur roten Ampel schlitterte hatte ich schon wieder diese bösen Gedanken im Kopf: „Laut Kalender ist ja auch erst im April Winter, um sich die Winterreifen aufs Auto zu machen.“ Wie viele Unfälle Berlinweit wohl bis morgen früh zu vermelden sind, weil einige es einfach nicht für nötig halten Winterreifen zu benutzen?

Mist, kein gar nichts dabei, … nicht mal einen Zettel und einen Stift um die Gedanken zu notieren, … keine Kamera, … wie schön der Schnee glitzert.

Winnie, stelle keine Analysen an, … lass die Gedanken einfach kommen und gehen, schau nur hin, wo sie hingehen und wie sie sich entwickeln, … scheiß Motivationstrainer, …

Ich begrüße meinen Lieblingsbaum am kleinen Ententeich. Die Zweigspitzen sind im Eis gefangen. Ich lehne mich an die Trauerweide und denke mir so, so wie du deine Zweige befreien kannst, wenn es wieder wärmer wird, so will ich auch befreit sein. Ich halte mich kurz an der Rinde fest und tippe mit dem Fuß ins zugefrorene Wasser … rutschig, glatt, fest, … aber aufs Eis wage ich mich nicht, dazu ist es erst 2 Tage so kalt. Ich überlege, ob ich nicht wieder am 16. jeden Monats hier einige Bilder machen soll … die Unterschiede vor ein paar Jahren fand ich so schön.

Weiter gehts, … ein Auto wird abgeschleppt, ich denke so, dass auch der Schnee im orangen Licht auch schön aussieht und der Schnee glitzert eh so schön, …

Ah, was ist das denn, … wann zum Geier ist dieser Schwachsinn aufgetreten, dass jedermann die Nebellichter nachts auch noch einschaltet. Als ob diese dauerhaft bei Fernlicht Fahrer nicht schon ausreichen würde, … genervt bin.

Winnie, … denk an den Gedankenanstoß von Thomas Friebe in seinem Adventskalender, … einfach einen Tag lang nicht meckern, …


OMG … was war das für ein Spaziergang, … Meine Gedankenwelt bringt mich leider auch nicht wirklich weiter, … der innere Kampf scheint absolut im Gang zu sein und ich bin aber grad froh, dass ich keine Ablenkung auf dem 50 Minuten-Spaziergang hatte, so konnte ich lauschen und fließen lassen, … habt einen schönen Abend.

 

 

11 Kommentare zu “Wenn leise der Schnee fällt, …

  1. Wenn sich erst einmal die Gedanken drehen, dann wird es heftig und hilft nicht wirklich abzuschalten, das geht oftmals auch noch im Bett vor dem Einschlafen weiter.
    Der nächste Tag sieht dann schon viel besser und geordneter aus.
    Jedenfalls hattest du einen Spaziergang an der frischen Luft…das ist gut 🙂

    LG Mathilda ❤

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