Ich habe Urlaub, … schon 4 Tage und ich kriege mich zu nichts bewegt. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich unbedingt etwas tun will, nein aber die Kinder haben auch Ferien.
Ich sitze hier und schaffe es nicht einmal meiner Püppi eine Geschichte vorzulesen. Statt dessen rollen mir die Tränen die Wange hinunter und ich höre ihre wunderbare kleine Stimme:
„Ist nicht schlimm Mama,
ich weiß dass du nicht mehr kannst!“
Ist es so offensichtlich?
Wahrscheinlich, ich liege seit 4 Tagen hier herum – das ist kein Urlaub, das ist die reinste Qual. Ich wollte so viel mit den Kindern machen, wir haben so tolle Gutscheine, die wir endlich einlösen wollten. Ich aber verschleppe meine Erkältung, die erst ein Virus war, dann zu einer Angina wurde, bei der ich 10 Tage ein Antibiotikum genommen habe und die noch immer da ist. Der Arzt meint Stress, … inzwischen bin ich wieder auf einem Antibiotikum, habe weitere Beschwerden dazu bekommen und schaffe es aus dem Tal der Traurigkeit nicht mehr heraus.
Wo soll das hinführen?
Jetzt habe ich meine Ablenkung, von der ich dachte, die sei Schuld an meiner Unlust (Spiele bei facebook) einfach blockiert und jetzt fühle ich mich noch leerer als jemals zuvor. Ich will niemanden sehen, mit niemanden reden, die Gedanken kreisen sich nur um den Job.
Ich habe extra meine Abwesenheitsnotiz bei den eMails angelegt und aktiviert aber es kümmert einfach niemanden. Ich bekomme Mails voller Dringlichkeit und meine ach so tollen anderen Kollegen machen keinen Finger krumm um mich auch mal zu unterstützen. Dazu kommt nun auch noch, dass wir einen neuen F&B Chef haben, den ich noch gar nicht kenne – bei dem Chaos, was da gerade vorherrscht habe ich echt Angst um seine Reaktion. Ist mein Job in Gefahr?
Will ich diesen Job unter den Umständen eigentlich noch?
Wenn mein Kollege, mit dem ich die letzten Monate durch dick und dünn gegangen bin, jetzt die Reißleine gezogen hat, dann habe ich auch keine Kraft mehr. Wo soll das hinführen? Viel zu lange habe ich dieses Chaos hier mitgemacht. Ich fühle mich für alles so verantwortlich und ich dachte, ich hätte genug Power mich da durch zu setzen. Zu zeigen was ich kann, …
Seit 2 Jahren aber betreibe ich Raubbau an meinem Körper. Ich dachte, es ist meine Chance zu zeigen, dass ich das Zeug zum Chef sein habe. Ich bin gewachsen, habe wirklich viel in der Zeit beruflich erreicht, aber zu welchem Preis?
Ich bin leer, ich habe immer wieder neue Schmerzen, ich habe das Lachen verlernt, ich sehe die kleinen Dinge des Lebens nicht mehr, … alles ist so sinnlos.
Im Internet habe ich mich nun nach einem Facharzt umgesehen – habe auch einen gefunden, aber auf einen Termin muss ich wohl eine Weile warten. Ich kann nicht mehr – ich will auch nicht mehr warten.
Ganz dumpf sind meine Ideen noch da – aber nicht einmal das schaffe ich. Ich weiß, dass mich zeichnen ablenkt, aber einen Stift schaffe ich nicht zu halten. Ich weiß wie gut mir tanzen tut, aber gewiss nicht in einer Disco und für die Tanzschule fehlt mir alleine der Mut. Ich weiß, dass Felltiere mir unheimlich gut tun, aber ich lebe mitten in Berlin, da ist es schlecht mit einem kleinen dicken Pony zum schmusen. Fotografieren macht mir derzeit auch keinen Spaß mehr, da meine gute Kamera die Hufe hoch gemacht hat.
Ein seltsamer Kreislauf.
Neulich meinte die Püppi (5) zu mir auf einem Spielplatz, den wir nicht sehr oft besuchen:
„Komm Mama, ich zeig dir meinen Lieblingsplatz,
wo ich immer hingehe, wenn ich traurig oder wütend bin!“
– so etwas hätte ich auch gerne. Einen Lieblingsplatz. Auf Borkum war das einfach … ich suchte mir einfach ein Stück Dünengas aus und ließ den Blick schweifen.
Vielleicht sollten wir zurück ans Meer, …