i-Kinder

Ich weiß nicht, wann genau es passiert ist, dass aus „Förderschulen“ Integrationsschulen und nun seit einigen Jahren sogar Inklusionsschulen geworden sind, aber Fakt ist:

Wenn man selber mit einem solchen Kind betroffen ist,
dann hat man doch eine Menge mehr zu tun,
als mit einem „normalen“ Kind.

Sohnemann ist ein i-Kind (Integrationskind), weil er während dem 3. Lebensjahr Absencen Epilepsie bekommen hat und seither Feinmotorisch und Konzentrationsmäßig ein wenig hinter her hängt. So, wenn man ihn sieht, dann merkt man eigentlich nichts. Er klettert, rennt, quasselt … aber wenn man genau hinhört, dann merkt man, dass er mit der Sprache ganz schön zu tun hat.

„Ganz toll“, dass er dennoch auf eine normale Schule gehen kann.

  • Er hat keine richtigen Freunde.
  • Er geht im Klassenverband ziemlich unter während dem Unterricht.
  • Dank des Schulsystems werden i-Kinder immer weiter in die Klassen gesetzt, egal wie Stand der Dinge ist.
  • Er wird anders benotet.

Ich habe ehrlich Angst, dass er uns „hinten über“ kippt und er für alle Zeit auf unserer Tasche liegt. Ich meine, alle Lehrkräfte, die er bislang hatte haben uns stets Honig ums Maul geschmiert. Mittlerweile ist er fast 11 und kann noch immer nicht fließend lesen, Rechtschreibung ist gleich Null, von Mathe brauche ich gar nicht erst zu beginnen, dass ihn englisch seit 2 Schuljahren komplett überfordert brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen.

Dazu kommt, dass ich mehr Zeit im Hotel verbringe, als tatsächlich zu Hause – auf halbtags zu gehen ist leider keine Alternative. Er braucht Hausaufgabenbetreuung – extern können wir uns die nicht leisten.

Heute habe ich schon wieder versucht mit ihm Hausaufgaben zu machen und ich bin schier am Verzweifeln. Es fühlt sich so an, als ob ich ihm alles beibringen muss … heute akut Farben und Klamotten im Englischen und schriftliche Subtraktion. Ich bin keine ausgebildete Lehrerin – meine Geduld und mein Einfühlungsvermögen ist nicht unerschöpflich. Wer bekommt es ab? Er. Das hat er nicht verdient, er wird schließlich nur in diesem System hin und hergeschoben.

Ich habe das Gefühl, dass die Lehrer selbst völlig überfordert sind mit den ganzen Inklusionsschülern neben den normalen. Ich meine, keine Lehrkraft hat zusätzlich Sonderpädagogik studiert. Pro Klasse sind es aber 3-5 i-Kinder – jedes mit einem anderen Handikap und mit einem anderen Level des Wissens. Ich hätte auch keine Lust, meinen eh schon full time job dann auch noch zusätzlich meinen i-Kindern zu widmen.

Die Leidtragenden sind aber die i-Kinder.

Ich bin am Ende mit meinem Latein. Habe selbst keine Ahnung, woran man ein i-Kind misst und die Antworten der Lehrkräfte ist stets schwammig und werden beendet mit den Worten: „Keine Sorge!“

Na klar, keine Sorge … ich hab keine Sorge, wenn man ihm endlich die Dinge so beibringt, dass er sie auch versteht und eigenständig umsetzen kann. Dieser Müll von wegen JÜL-Klassen (Schüler von 6-9 Jahren in den ersten 3 Schuljahren) und dann dieses „ach so tolle“-Schreiben lernen vom hören und automatisch können sie dann gleich lesen … solch ein Dreck. Alles Mumpitz … das hat bei meiner intelligenten Großen nicht mal gut geklappt … wie viele Diktate ich mit ihr geschrieben habe um alle Rechtschreibfehler auszumerzen – KOTZ.

Wie helfe ich ihm nun am Besten?

Jetzt ist er in der 5. Klasse. In B geht die Grundschule bis zur 6. Klasse … d.h. ich müsste ihn jetzt jeden Gott-verdammten-Scheiß-Tag derart mit jedem Fach quälen, damit er wenigstens die Mittlere Reife schafft.

Gewiss heißt es gleich, dass ich mehr Augen zu drücken muss und so, aber er ist ein ganz normales Kind. Er hat keine körperlichen Behinderungen, kam nicht als Frühchen zur Welt, … für mich ist er ganz normal, zumal er mit uns ja auch normal umgeht: trotzen, schreien, Kraftausdrücke, alles verneinen, sich quer stellen, … total normal eben.

Ich kann nicht mehr

Wenn du einen Tipp hast, dann mal raus damit … gerne auch via eMail.

16 Kommentare zu “i-Kinder

  1. Habt ihr in der Schule dann Heilpädagoginnen, die diese Kinder regelmäßig speziell fördern? Bei uns wird das jetzt so gemacht.
    Auf alle Fälle würde ich die Lehrer ansprechen. Das kann ja keine Lösung sein, da könntet ihr gleich Homeschooling machen.

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    • Hey, naja, der reguläre Unterricht wird immer von einem Hauptlehrer und einem Schulhelfer gemacht. Der Schulhelfer ist eigentlich speziell für die i-Kinder da, weil die Stundenanzahl dessen ja am i-Grad des Kindes gemessen werden. Jetzt erkläre aber mal bitte den restlichen 26 Schülern, dass der Schulhelfer ihnen nicht helfen darf. Absoluter Humbug. So viele Lehrergespräche, wie wir schon hatten, … unfassbar.
      Zusätzliche Schwierigkeit ist dann auch noch, dass Sohnemann in der Schule ein ganz anderer zu sein scheint, als zu Hause, … Es ist soooooooooo anstrengend.

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  2. Liebe Winnie,
    es tut mir Leid das zu lesen. Ich bin in Ö zu Hause und unterrichte in einer Integrationklasse mit 4 sogenannten i-Kinder. Ich bin ausgebildete Sonderschullehrerin und Hauptschlullehrerin. Nur zur Info! In deinem Fall, da dein Sohnemann schon 11 ist, kann ich dir nur raten – runter vom Gas – um die Lage, vor allem zu Hause, zu entschärfen. Er hat keine Freude mit einer dauernd genervten, nörgelnden, gestressten Mutter und du hast keine Freude mit dem Verhalten deines Buben beim Lernen. Wenn er nicht mag, nicht will, weg mit den Lernsachen. Das macht eh keinen Sinn, denn in einer solchen Situation kann er gar nichts aufnehmen und behalten. Dein Sohn verbindet mit Schule nur unangenehme Erfahrungen, Stress vielleicht sogar Angst (meist sind es Versagensängste, da er ja mitbekommt, dass er mit den anderen nicht so mitkann). Und, das kann ich nun nur vermuten, vielleicht empfindet er auch dasselbe zu Hause, wenn es um Schule geht? (Nach deinen Schilderungen ist das anzunehmen!) Ihm fehlen anscheinend positive Erfahrungen in allen Richtungen. Da hilft jetzt nur sehr viel ernst gemeintes Lob. Versuche ihn wo du nur kannst in seinem Tun und Handeln zu bestärken. Vor allem im Alltag. Zeig ihm was er alles ganz, ganz gut kann und sag ihm das täglich. Lerne ihm Dinge, die er im Leben braucht, zum Beispiel kochen, heimwerken (sprich basteln, den Umgang mit Werkzeug), gärtnern,… (Englische Vokabeln braucht er nur bedingt, wenn er am PC sitzt, und die kann er dann sicher ganz schnell!) Dazu, da muss ich dir recht geben, hat man in einer Integrationsklasse/Inklusionsklasse zu wenig Möglichkeiten und Zeit. Du musst mit deinem Buben viel, viel mehr Geduld haben und dich damit aussöhnen, dass er seinen Schulabschluss vielleicht nicht zeitgleich mit einem Regelschüler/Klassenkameraden schaffen wird. Das braucht er auch wahrscheinlich gar nicht. In Ö gibt es sehr viele Möglichkeiten, dass Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf nach der Pflichtschule einen Ausbildungsplatz bekommen. Das gilt auch für D und das wissen seine Lehrer. Sprich mit ihnen über deine Ängste, vertraue ihnen. Mach schulisch nur das mit deinem Sohn, was wirklich verlangt wird, und wenn das auch nicht geht, besprich das mit den Lehrern. Du konzentrierst dich in erster Linie auf die gemeinsame Freizeit. Zeig deinem Sohn, dass du ihn auch mit weniger guten Noten ganz, ganz lieb hast. Genießt die gemeinsame „Kindheit“. In die Zukunft schauen, was in drei, vier, fünf Jahren sein wird, gelingt keinem. Wenn es soweit ist, wird entsprechend der Lage sicher der richtige Weg gefunden! Das war noch bei jedem meiner Integrationskindern so. Sie sind keine Ärzte, Rechtsanwälte geworden und es haben sich die Wünsche der Eltern meist auch nicht so erfüllt. Aber das passiert auch den Regelschülern.Teilweise hat auch erst die Zeit die richtige Lösung gebracht! Und eines kannst du dir ganz dick hinter die Ohren schreiben: Mit Zwang geht gar nichts. Da wird „bub“ nur STUR!
    Liebe Grüße

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    • Danke für deinen lieben Kommentar.
      Wenn doch alles so einfach wäre. Es ist vielleicht schon soooooo viel zu spät. Ich meine, er ist 1:1 ein wirklich tolles Kerlchen, aber mit seinen Schwestern zusammen eiert er nur so durchs Leben, kann sich nicht alleine beschäftigen … Baustellen ohne Ende, … ich seh nicht mehr durch. Vielleicht vermische ich auch alles, … es ist soooooooooo traurig.

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      • Liebe Winnie er braucht dich und seine Familie ganz, ganz dringend. Löst euch vom „er muss so sein wie die anderen“. Du darfst nicht versuchen ihn zu ändern, das gelingt nicht. Du musst es für dich zulassen, dass er so ist wie er ist. Er eiert nicht durchs Leben er sucht Halt, Anerkennung, Schutz. Mit guten Schulnoten?, besonderen Fähigkeiten?, gutes Benehmen?, alleine beschäftigen? … gelingt es ihm nicht, daher muss er irgend wie anders deine, eure Aufmerksamkeit bekommen. Ich weiß die Situation scheint verfahren, vor allem mit den Geschwistern wird es auch nicht so einfach laufen, weil er nicht so mithalten kann. Daher versucht er es eben anders. So ein Kind zu haben ist eine Herausforderung und es ist vor allem mega anstrengend. Glaube mir, ich weiß wo von ich rede. Aber das kann man sich nicht aussuchen (Gott sei Dank). Und du wirst sehen, je mehr positive Aufmerksamkeit du ihm schenkst, dann tun es auch seine Geschwister und um so mehr wird er es dir im Laufe der Zeit zurückgeben. Und mit Aufmerksamkeit meine ich nicht rund um die Uhr nach seinem Sinn beschäftigen. Nein, damit meine ich ihm zuhören, erzählen lassen (so gut er es eben kann), den Alltag mit ihm gestalten (so gut er es eben kann), mit ihm faul sein und einmal ordentlich abhängen (wie man jetzt bei uns sagt) und die Schule in der Schule lassen. Wenn die Lehrer keine Sorgen haben, dann hätte ich an deiner Stelle schulisch auch keine! Vertraue dir, deiner inneren Stimme (wenn du merkst es geht dir eigentlich gegen den Strich, dann tu es nicht) und vertraue vor allem deinem Sohn! Er hat es auch nicht leicht und er macht es sicher nicht absichtlich. Genieße mit ihm das Vogelgezwitscher am Morgen, den Sonnenschein zu Mittag und die Abendsonne. (Das ist jetzt natürlich sehr verblümt gesprochen) Aber probier es mal aus. Macht mal ein Wochenende nur Dinge die euch allen Spaß machen, ohne Druck, ohne etwas zu Fordern, ohne Schulstress! Ich schreib es noch einmal: Lass es zu, dass es so ist wie es ist! Das macht schon Vieles leichter. Normalerweise mische ich mich nicht so ein, aber mir tut es einfach weh, wenn Eltern mit ihren Kindern solche Sorgen haben, nur weil diese nicht in die „Norm“ passen, und dabei wird so viel Energie in unnützes Zeug verschwendet (Englische Vokabeln!) anstatt die gemeinsamen Stunden zu genießen!
        Liebe Grüße
        PS: Schule ist nicht das Wichtigste im Leben! Und viele sehr guten Schüler leben noch lange kein glückliches Leben!!!!

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      • Ich danke dir … ich werde versuchen einiges umzusetzen, … in dem Rahmen, wie es eben auch mit meinem Manager-Posten im Hotel machbar ist, … ehrlich 10000000 Danke für deine Worte!!! ❤

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